Upate 04/2021

Komplex aber nicht kompliziert!

Für „Nachhaltigkeit“ gibt es kein Copyright.  Einerseits inhaltlich sehr klar ausformuliert in Gesetzen und Richtlinien, andererseits inflationär verwendet in unserem täglichen Sprachgebrauch und da häufig für Werbebotschaften. Damit könnte man sich ja noch arrangieren, wenn da nicht auch noch zahlreiche weitere Begriffe wären, die dasselbe meinen … oder doch nicht?!

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"Nachhaltigkeit im Klartext"

Egal! ESG, CSR, NFI, Sustainability, … alle sind sie wichtig! Die Begriffe entstanden, indem man sich bewusst mit Schwächen unseres Wirtschaftssystems auseinander setzte, nach Ursachen dafür suchte und sich bemühte anhand von Modellen bessere Lösungen aufzuzeigen. In allen Fällen ist auf ein solides Stakeholder-Engangement zu verweisen, um der Komplexität gerecht zu werden. Die gute Botschaft dabei ist, dass sich diese gängigen Bezeichnungen in der Substanz nicht  unterscheiden. Vielmehr sind es die Ausprägungen und Stoßrichtungen, welche verschieden sind.

Die Europäische Kommission? Ein globaler Standard Setter? Vertreter einer Berufsgruppe? … oder andere Proponenten, die Nachhaltigkeit beschlagworten? Hat man dafür den Blick geschärft und die Zuordnung geschafft, kann man getrost daran gehen ein persönliches Verständnis für Nachhaltigkeit zu erarbeiten, indem man den größten (!) gemeinsamen Nenner sucht. Warum so weit gehen? Übertrieben? Mag sein, man sollte es dennoch ausprobieren. Denn Nachhaltigkeit hat den Einzug in unsere ebenso komplexe Wirtschaftswelt geschafft.

UNTERNEHMENS-STRATEGIE

Die Unternehmensstrategie bildet das Rückgrat des Geschäftsmodells eines Unternehmens.

Organisationen identifizieren deren Marktchancen und Wachstumspotenziale. Langjährig eingeführte Planungsroutinen können dabei die wünschenswerte Einbeziehung nachhaltiger Aspekte in das Geschäftsmodell behindern. Die Gründe dafür mögen mannigfach sein, dennoch stehen zwei Ursachen im Vordergrund. Zum einen scheitert es nur all zu leicht am Willen von Einzelpersonen in Schlüsselpositionen oder/und an der Unternehmenskultur. Zum anderen fehlt dem Planungsstab schlicht weg die Expertise für dieses sehr junge Fachgebiet in der Betriebswirtschaft.

Zur Überraschung vieler hat die Agenda 2030 mit den Sustainable Development Goals (SDG) sehr rasch nach deren Start in 2015 Einzug in die Unternehmenskommunikation gehalten.

 

Eine mögliche Erklärung dafür ist der einfache, niederschwellige Einstieg in dieses Rahmenwerk. Verknüpft mit dem Streben nach unternehmensspezifischer Positionierung schließen die SDG einen „weißen Fleck“ auf der planerischen Landkarte.

Wie könnte daher der nächste Meilenstein in der strategischen Ausrichtung aussehen? Es gilt ein einheitliche Strategieverständnis in einen Planungsprozess überzuleiten. Dass dies keine triviale Angelegenheit ist, steht außer Frage. Der „SDG Compass“ als überschaubare Broschüre leistet beim Einstieg beste Arbeit. Ohne Bereitschaft zur unternehmerischen Gesamtkonzeption wird der Start dennoch schwerfallen, denn nicht nur im „SDG-Compass“ sind die Begriffe „Wirkungsanalyse und Betrachtung der Wertschöpfungskette“, „Priorisierung“, „Inside-Out/Outside-In-Ansatz“ uvm von zentraler Bedeutung. Häufig ist damit ein fundamentaler Wechsel unternehmerischer Betrachtungsperspektiven verbunden und verlangt Zeit, um sich damit anzufreunden und um den Nutzen zu erkennen.

Und da wäre noch ein Punkt. Top-down und bottom-up, die beiden Zauberworte für einen erfolgreichen Planungsansatz. Hier, in unserem Fall, eine zusätzlich Chance, die unternehmensinterne Lernkurve hinaufzuschrauben. Wertvolles Wissen für die planerische Umsetzung von Nachhaltigkeit im Unternehmen ist weder in der Geschäftsleitung, noch in den Fachbereichen instituionalisiert, sondern ist meist bei Einzelpersonen unterschiedlichster Führungsebenen verortet. Nehmen wir das als eine wunderbare Gelegenheit, um Inspiration und Erfolge bei der Umsetzung von Visionen und Strategien zu einem sinnstiftenden Miteinander zu kultivieren!

NACHHALTIGKEIT UMSETZEN

Die EU-Kommission stellte bereits zu einem frühen Zeitpunkt die Bedeutung nachhaltiger Entwicklung auf Unternehmensebene fest.

„CSR ist die Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft, EU CSR Strategie 2011-2014“. Bei einem Blick auf die sogenannten „Beweggründe“ maßgeblicher EU-Richtlinien der vergangenen Jahre ist mit einiger Verblüffung festzustellen, wie konsequent in der Vergangenheit ausgearbeitete Lösungsansätze zur Umsetzung gebracht wurden. Dabei ist festzustellen, dass viele Ansätze mit Anreizsystemen, freiwilliger Selbstverpflichtung und unverbindlichen Rahmenwerken den Anfang machten, um dann in Mehrjahresschritten einem Monitoring für nächste Schritte unterzogen zu werden. Die Summe der dabei gewonnen Erkenntnisse hat wohl im Fall unternehmerischer Nachhaltigkeit zu den jüngsten, durchaus heftigen Reaktionen von Seiten der EU-Kommission geführt.

Die Auswirkungen rund um den EU-Green Deal sind bereits als konzentrische Kreise erkennbar und werden in den nächsten Jahren an Klarheit nichts vermissen lassen. Die Maßnahmenpakete sind mächtig und setzen den Hebel jeweils sehr gezielt an. Mit „Sustainable Finance“ soll das nachgeholt werden, was seit dem frühen Beginn der Bemühungen um Nachhaltigkeit erwartet bzw verlangt wurde: Die Mobilisierung des Finanz-Sektors als logischer Treiber für den Transformationsprozess hin zu einer nachhaltigen Entwicklung der Wirtschaft. 

Im Kern des Green Deals steht daher die EU-Taxonomie mit deren Nomenklatur für ökologische Nachhaltigkeit. Diese neue Form von Transparenz wird gleichermaßen dazu dienen, um die enormen Finanzströme privater Investments, aber auch um die Finanzpolitik in neue Bahnen zu lenken.

Wie sehr beklagen Akteure in der Wirtschaft die Unberechenbarkeit des wirtschaftlichen Umfelds in unserer „VUCA-Welt“ (VUCA wird als Akronym für die Begriffe volatility, uncertainty, complexity und ambiguity verwendet). Ist es dabei nicht zu einem Teil auch so, dass nur das gehört wird, was gerne gehört wird? Die EU-Kommission unter der Präsidenten Ursula von der Leyen lässt nichts an Klarheit für die kommenden Schritte vermissen. Eigentlich „outstanding“ im Vergleich zu einem allerorts sichtbaren, diffusen Herumgezerre was politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich und letztlich auch privat zu erwarten ist. Auch zur Gesinnung und Zielsetzung, welche hinter den Kraftanstrengungen des Green Deals stehen, gibt es seitens der EU ein klares Bekenntnis. Weshalb also nicht auf diesen Fundamenten aufbauen? Sie sind wohl das Konkreteste und Absehbarste was uns in dieser Zeit geboten wird.

ÜBER NACHHALTIG-KEIT BERICHTEN

Wissen wir was wir wollen?

Wünschen wir uns einen Gesetzgeber, der es an Klarheit nicht fehlen lässt und ein engmaschiges normatives Regime errichtet, um die Transformation der Wirtschaft voranzutreiben? Oder wollen wir einen konzeptionellen Rechtsrahmen, welcher der Transformation der Wirtschaft Raum gibt? Keine Sorge, dies ist nicht die Einleitung zu politisch-ideologischen Überlegungen. Vielmehr geht es um Optionen zur Schaffung von Ordnungsrahmen für Reportingsysteme. Sollen diese „regelbasiert“ oder „prinzipienbasiert“ eingerichtet werden.

Die ersten Schritte zur Umsetzung gesetzlicher Nachhaltigkeitsberichterstattung haben einen heftigen Diskurs in Gang gebracht. Doppelte Wesentlichkeit? Welche Kennzahlen? Vollständigkeit? Vergleichbarkeit? … Das NaDiVeG ist im UGB weitgehend „prinzipienbasiert“ verankert.  Also ein vorgegebener Rahmen, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Wer Konkretheit der Bestimmungen und damit Klarheit für die Umsetzung vermisst, hinterfragt gleichzeitig den Ordnungsrahmen. Noch sind wir im europäischen Rechtssystemen in Sachen Nachhaltigkeit stark auf Eigenverantwortlichkeit und sachliche Angemessenheit ausgerichtet. Kritische Stimmen zur NFI-Richtlinie lassen im nächsten Schritt Anforderungen und Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung erwarten, welche in einem relevanten Maße „regelbasiert“ konzipiert sein werden.

Ein Vergleich drängt sich auf. Gegenwärtig ist es undenkbar, um die Performance eines Unternehmens, ohne valide Finanzdaten darzustellen. Auch künftig wird auf diese Informationen nicht verzichtet werden. Aber ohne klimarelevante Angaben, ohne umweltbezogener Performance und ohne einem zukunftsfähigen Geschäftsmodell wird sich über die Unternehemensleistung künftig nicht urteilen lassen.

 

Ach ja, und noch ein Punkt. Kommunikationsstrategien berücksichtigen in einem hohen Maße die Image-Pflege eines Unternehmens und dessen Marke(n). Eine Kluft zwischen Außendarstellung und tatsächlicher Performance gibt stets Anlass für Ärgernis. Egal ob es sich um die Reputation eines Unternehmens als Arbeitgeber, um Qualitätsmerkmale eines Produkts, oder … um die Nachhaltigkeit im Unternehmen handelt. In der Kommunikation sollte man stets vom höchsten Anspruch an Glaubwürdigkeit und Transparenz ausgehen. Gesetzliche Regelungen können dabei nur teilweise einen Beitrag leisten. Mächtiger ist die selbstverordnete Unternehmenskultur. Wenn diese es nicht schafft, stellen Social Media Kampagnen das unvermeidbare Korrektiv dar.

LINKS

Soweit erforderlich, wird diese Seite in regelmäßigen Abständen aktualisiert. Es werden ausschließlich meine persönlichen Überlegungen zum Thema unternehmerische Nachhaltigkeit dargestellt.

Folgende Links sind eine Auswahl meiner persönlichen Favoriten:

 

Alles Wissenswerte im Überblick aus dem Bundeskanzleramt zur Agenda 2030 und den SDGsSustainable Finance Strategy 2021-2023:

Und hier, für alle die ihn eventuell noch nicht kennen – der SDG Compass

EU-Einstiegseite zu >> Sustainable Finance

Unterschätzte Chance >> Nachhaltigkeit als Risikomanagement für KMUs

Sichtweisen über Nachhaltigkeit befördern oft emotionalen Zuspruch und Ablehnung an das Licht. Es ist Ziel dieser Seite einen Beitrag zum Diskurs über Nachhaltigkeit in wirtschaftlichen Dimensionen zu leisten. Nachhaltigkeit als eine Dimension der persönlichen Lebensführung und des Lifesstyles sind nicht Thema dieser Seiten.